Nach dem Ersten Weltkrieg erhält die Sozialdemokratie für kurze Zeit die Mehrheit im neuen Parlament. Karl Renner wird zum ersten Staatskanzler der neuen Republik gewählt. In nur wenigen Jahren schaffen die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten die noch heute gültige österreichische Sozialgesetzgebung: der Acht-Stunden-Tag, der gesetzliche Urlaub sowie Kranken- und Arbeitslosenversicherung werden eingeführt. Diese Gesetze sorgen auch für einen Aufschwung der NATURFREUNDE. Die Mitglieder haben - wenn auch kaum Geld - zumindest nun die Zeit, ihre Freizeit gemeinsam zu gestalten. Da im Weltkrieg auch die NATURFREUNDE große Verluste hinnehmen müssen - in der Vereinszeitschrift füllen Verlustlisten die Spalten - prägen nun viele junge Frauen und Männer den Verein, die mit großem Engagement für einen rasanten Aufschwungen sorgen.


In den folgenden 15 Jahren werden rund 400 NATURFREUNDE-Häuser errichtet.


Im Mittelpunkt der zur neuen Jugendbewegung mutierten NATURFREUNDE steht das gemeinsame Naturerleben beim Wandern, beim Paddeln, beim Zelten, beim Skilaufen, beim Radfahren und bei vielen anderen Aktivitäten. Viele Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer engagieren sich und nutzen die Aufbruchsstimmung. 1926 entwickeln die NATURFREUNDE mit dem "sozialen Wandern" eine neue Praxis, die Freizeit und Erholung mit kritischem Schauen und Lernen verbindet.

Die "Sternstunde" aller proletarischen Freizeit- und Sportverbände der Zwischenkriegszeit in Wien ist die 2. Arbeiterolympiade, die vom 19. bis zum 26. Juli 1931 in Wien stattfindet.

Am 24. Juli veranstalten dieNATURFREUNDE im Rahmen dieser Arbeiterinnen- und Arbeiterspiele eine "Weihestunde" auf dem Nussberg. Mit rund 45.000 Menschen ist sie bis heute die größte und eindrucksvollste Kundgebung, die jemals von den NATURFREUNDEN veranstaltet wurde:

"Der NATURFREUNDE-Sängerchor beginnt die Feier. Wie mit einem Zauberschlag leuchten Feuer auf den umliegenden Bergen des Wienerwalds auf. Nach und nach schließt sich der Feuerring, denn auch bei unseren Bootshäusern beginnt es zu leuchten; in der Kuchelau und an der unteren Alten Donau, in Stadlau. Die Feuerbrände setzen sich fort im Wasserpark, wo unsere Ortsgruppe Floridsdorf mit über 20.000 Teilnehmern ihre Weihestunde hält. Während oben auf dem Nussberg die feierlichen Reden klingen, gleiten hunderte mit roten Lampions und Blumen geschmückte Boote unserer Paddler unter dem Jubel der begeisterten Zuschauer die Donau abwärts. Ein weiteres Band von Feuer und Flamme umschlingt die Feststadt." (L. Happisch)

1933 zählen die NATURFREUNDE rund 200.000 Mitglieder in 22 Ländern. Alleine im "Roten Wien" sind es 65.000 Mitglieder. Trotz schwerer wirtschaftlicher und politischer Krisen konnten die Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung und ihre Organisationen eine Gegenkultur etablieren, die die demokratische Zwischenkriegszeit prägt. Dann bricht die dunkle Zeit der europäischen Faschismen auch über die NATURFREUNDE herein und stoppt den Aufbruch in eine "neue Zeit".