1933 werden die NATURFREUNDE Deutschland verboten, 1934 auch die Organisationen in Österreich. Die Zentrale der NATURFREUNDE wird nach Zürich verlegt und Treuhändern übergeben. Beherzte Naturfreundinnen und Naturfreunde versuchen noch, das Vereinsvermögen und wichtige Dokumente in die Schweiz zu bringen.

Vieles wird aber wieder zurückgebracht, weil die in den autoritären Staaten verbliebenen Funktionärinnen und Funktionäre von den faschistischen Regimes persönlich unter Druck gesetzt werden. In Österreich wird das Vereinsvermögen beschlagnahmt und die Hütten einem staatlichen Treuhänder übergeben. In der Zeit des Nationalsozialismus werden die Hütten dann dem Reichsverband Deutscher Jugendherbergen übertragen und ab 1941 dem Alpenverein und der Hitlerjugend zum Kauf angeboten.

 

Der ungezügelte globale Kapitalismus und die wirtschaftliche Weltordnung nach dem Ersten Weltkrieg verschulden schon 1929 den großen Börsenkrach, der Arbeitslosigkeit für große Teile der Bevölkerung bringt. Wie sehr gerade dadurch die soziale Kohäsion zerstört wird, zeigt die Anfang der 1930er Jahre von der Sozialwissenschaftlerin Maria Jahoda und ihrem Kollegen Paul Lazarsfeld verfasste Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" über einen kleinen Ort im Süden Wiens, dessen einst florierende Textilindustrie in der Wirtschaftskrise verfällt. Die proletarische Kultur der "Neuen Zeit" bricht dadurch auch in sich zusammen. Als der Kampf ums tägliche Überleben plötzlich wieder wichtig wird, geben viele Menschen alle Kultur, die sie selbst geschaffen haben, wieder auf. In dieser Situation brechen auch die gesellschaftlichen Gräben endgültig auf zwischen den proletarisch-demokratischen Gesinnten und der faschistischen Allianz der Mittelklassen (der Kleinbürgerinnen und Kleinbürger, der Entwurzelten und der Gewinnlerinnen und Gewinnern der politischen Krise, jener Menschen also, die sich als Verliererinnen und Verlierer der demokratisch-republikanischen Ordnung sehen und denen eine sich emanzipierende und selbstbewusste Arbeiterinnen- und Arbeiterschaft schon seit Anfang der 1920er Jahre ein Dorn im Auge ist). Auch manche enttäuschten Arbeiterinnen und Arbeiter, die die wirklichen Verliererinnen und Verlieren der Krise sind, schließen sich den faschistischen Rattenfängern an, nicht zuletzt weil diese es auch geschickt verstehen, die Symbole der Sozialdemokratie und der "Neuen Zeit" für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Der große Internationalist Karl Renner erkennt - so wie viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten auch - schon früh die Gefahren regionaler Egoismen, die leicht in faschistisch-rassistische Diktaturen umschlagen können, und fordert daher schon unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg den "Anschluss" an ein größeres politisches Gebilde, das letztlich unausweichlich zu einem politisch-ökonomischen europäischen Staatenbund verschmelzen müsse, soll ein neuerlicher Krieg, der ganz Europa ins Verderben stürze, verhindert werden. Die Ausbreitung des praktischen Sozialismus wie die NATUFREUNDE Internationale habe bewiesen, dass die Völkerverständigung, die politische und ökonomische Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg das friedliche Zusammenleben der Menschen sichern kann. Letztlich setzen sich aber die faschistischen Ungeister durch und führen Europa in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs.

 

In Österreich gründet das austrofaschistische Regime die so genannten "Bergfreunde", eine Organisation, in der die Mitglieder der verbotenen alpinen Vereine aufgefangen werden sollen, aber nur rund 5.000 Naturfreundinnen und Naturfreunde treten dieser bei. Im Gegenteil: viele Funktionärinnen und Funktionäre sowie Mitglieder der NATURFREUNDE finden sich mit der politischen Entwicklung nicht ab und boykottieren den neuen Verein, der 1938 auch wieder aufgelöst wird.

 

Manche Naturfreundinnen und Naturfreunde nutzen ihre im Verein erworbenen Fähigkeiten auch für den aktiven Widerstand gegen die neuen Diktaturen. Viele von ihnen sind schon in die Arbeit des Republikanischen Schutzbunds eingebunden gewesen, Sie trefen sich weiterhin illegal im Wienerwald und in den Hütten, planen Widerstandsaktionen und beweisen unter Einsatz ihres Lebens ein weiteres Mal das politische Bewusstsein der NATURFREUNDE. Sie sammeln für die "Rote Hilfe", schmuggeln die im Ausland hergestellte "Arbeiter-Zeitung" über die Grenzen oder helfen jüdischen Freundinnen und Freunden sowie Genossinnen und Genossen bei der Flucht über die Berge. Die NATURFREUNDE besitzen heute viele Zeugnisse dieser Widerstandsarbeit.