Bereits 1930 findet die erste Arbeiterexpedition in den Kaukasus statt.

 

1956 stehen die NATURFREUNDE Sepp Larch aus Weyer, Fritz Moravec aus Wien-Hietzing und Hans Willenpart aus Scheibbs als erste Menschen auf dem Gipfel des 8.053 Meter hohen Gasherbrum II.

 

Der große Wiener Alpinist, vielseitige Bergsteiger, Autor, exzellente Pädagoge, Volksbildner im besten Wortsinn und NATURFREUND Moravec prägt in den kommenden Jahrzehnten die österreichische Alpinistik. Am 27. April 1922 als Sohn eines Lokomotivführers geboren beginnt Moravec seine alpine Laufbahn wie alle Wiener Alpinistinnen und Alpinisten in den Hausbergen um Wien, im Rax- und Schneeberg-Gebiet und im Gesäuse. Im Zweiten Weltkrieg, in dem er als Sanitäter dient, verschlägt es ihn in den Kaukasus, wo er den Eibrus besteigt, Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft locken ihn die Westalpen, vor allem das Matterhorn. Da Moravec aber über wenig finanzielle Mittel verfügt, schwingt er sich 1950 einfach auf sein Rad, um so in wenigen Tagen an sein Ziel zu gelangen.

 

Im selben Jahr beginnt durch die Erstbesteigung eines Achttausenders - eine französische Expedition ersteigt die Annapurna - ein neues Zeitalter im Hochalpinismus. 1953 wird die Österreichische Himalaya-Gesellschaft gegründet, deren erster Vorsitzender der Kinderarzt Rudolf Jonas, Bruder des Wiener Bürgermeisters Franz Jonas, ist. 1954 startet sie das erste Unternehmen: die Eroberung des Saipal im Himalaya. Bei dieser Expedition beweist Moravec so viel Ehrgeiz und Organisationstalent, dass er zwei Jahre später zum Leiter der erfolgreichen Gasherbrum-II-Expedition auserkoren wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Expeditionsleitern, die sich zumeist auf die logistische Arbeit in den Basislagern beschränken, erreicht Moravec auch den Gipfel. In einem am 25. September 1995 im Wiener Rathaus gehaltenen Vortrag über Bergsteigen im Himalaya beschreibt Moravec den Gipfelsieg:

"In 8.035 Meter Höhe war es so warm, dass wir sogar die Anoraks auszogen. Kein Wölkchen stand am Himmel, es herrschte Windstille; [...] Da auf den beiden Felszacken für den Steinmann kein Platz war, bauten Hans und Sepp ein kleines Gipfelzeichen am Rand des Firnfeldes auf. Ich schrieb währenddessen unsere Route, den Tag, die Stunde und unsere Namen auf ein Stück Papier. Den Zettel steckte ich mit den Ersteigungsdaten in eine leere Filmdose und legte als Dank für das Gelingen dieser großen Bergfahrt ein Mutter-Gottes-Medaillon dazu. Von diesem, welches mir meine Mutter während des Krieges geschenkt hatte, trennte ich mich sehr schwer, aber ich wollte ein kleines Opfer bringen. Die Metallbüchse umhüllte ich mit einem österreichischen Staatswimpel. meine Gefährten legten sie in die Steinpyramide."

(c) NATURFREUNDE
(c) NATURFREUNDE

Der Gasherbrum II ist der dritte Achttausender, den Österreicher erobern.

1953 hat der Tiroler Hermann Buhl in einem kühnen Alleingang den berühmt-berüchtigten Nanga Parbat bezwungen, 1954 besteigen Herbert Tichy aus Wien und Sepp Jöchler aus Tirol gemeinsam mit ihrem Sherpa Pasang Dawa Lama den Cho Oyu. 1957 stehen die Salzburger Marcus Schmuck und Fritz Wintersteller sowie Hermann Buhl (der erste Mensch, der zwei Achttausender-Erstbesteigungen erringt, bei dieser Expedition jedoch verstirbt) und der Kärtner Kurt Diemberger am Gipfel des Broad Peak. 1960 schließlich erobert eine internationale Expedition unter Schweizer Führung, der auch Kurt Diemberger angehört (der damit der zweite Mensch ist, dem zwei Achttausender-Erstbesteigungen gelingen, er und Buhl bleiben die einzigen), den Dhaulagiri, nachdem Moravec ein Jahr zuvor 300 Meter unter dem Gipfel gescheitert ist, aber mit seiner Erkundung der Route wichtige Vorarbeiten für die Erstbesteigung leistet.

Damit können österreichische Alpinisten fünf der 14 Achttausender erstbesteigen - zumeist in Klein- und Kleinstexpeditionen im so genannten "Alpinstil" - und übertrumpfen damit die alpinen Großmächte England, Frankreich und Italien, deren militärisch geführte und vom Staat mit allen erdenklichen Mitteln unterstützte Großexpeditionen mit Hundertschaften von Trägern und Tonnen an Ausrüstung sich in den Kampf um die Erstbesteigungen gestürzt hatten.

 

Fritz Moravec beendet Anfang der 1960er Jahre seine Expeditionslaufbahn, die ihn auch mehrmals nach Afrika und in den hohen Norden geführt hat und gründet 1962 die Hochgebirgsschule Glockner-Kaprun am Mooserboden, die er die nächsten drei Jahrzehnte auch leitet. Moravec erkennt, dass Kinder nicht als kleine Erwachsene, sondern in einer speziellen, ihrem Alter und ihrer Konstitution angepassten Ausbildung behutsam und spielerisch in die Berge geführt werden müssen. 1968 erprobt er erstmals das von ihm entwickelte und bis heute weltweit anerkannte Ausbildungskonzept der "Kinderseilschaften". Tausende begeisterte Kinder bewähren sich am Mooserboden als "Gletscherflöhe", "Eistiger" und "Gipfelstürmer", lernen, wie sie sich in den Bergen sicher verhalten, und verhelfen Moravec zum Ehrentitel "Bergprofessor".