Am Eckhaus Zeltgasse / Piaristengasse 28 befindet sich eine von den Österreichischen Gesellschaften für Literatur und Filmwissenschaft gewidmete Gedenktafel für den Filmregisseur Fritz Lang ([*] 5.12.1890, [+] 2.8.1976 in Beverly Hills), der von 1909 bis 1919 in diesem Haus wohnt. Er prägt mit seinen in der Stummfilm- und frühen Tonfilm-Ära entstandenen Werken die Filmgeschichte und setzt neue ästhetische und technische Maßstäbe. Seine frühen Stummfilme erzählen zumeist utopische Geschichten, die in einer expressiv düsteren Atmosphäre inszeniert sind. Seine Tonfilme rücken den Menschen und seine inneren Beweggründe in den Mittelpunkt. Die Themen entnahm Lang aus dem in Presseberichten erzählten Alltag. Seine Filme "Metropolis" und "M" gehören zu den Meilensteinen der Filmgeschichte.

Lang beginnt 1907 auf Wunsch des Vaters, einem Architekten, an der Technischen Hochschule mit einem Bauingenieurstudium, welchselt ein Jahr später aber an die Wiener Akademie der Bildenden Künste, um Malerei zu studieren. Auf einer Bildungsreise in Paris entdeckt Lang das neue Medium Film. Im Ersten Weltkrieg meldet er sich als Freiwilliger und geht an die Front. Während eines Genesungsurlaubs in Wien beginnt er ab 1917 als Drehbuchautor beim Film zu arbeiten.

Nach dem Weltkrieg geht Lang nach Berlin, wo er am 13.2.1919 die Schauspielerin Elisabeth Rosenthal heiratet, die sich am 25.9.1920 mit Langs Revolver erschießt, nachdem sie von seiner Affäre mit Thea von Harbou, die er 1922 ehelicht, erfahren hat. Die genauen Umstände dieses "Unglücksfalls" bleiben im Dunkel, zumal Lang Zeit seines Lebens seine erste Ehe geheim hält. Dennoch dürften die Geschehnisse seine späteren Filme stark beeinflusst haben, die sich mit den Themen Schuld, Verstrickung, Tod und Selbstmord befassen.

Im Deutschland der frühen 1920er Jahre gibt es gute Voraussetzungen Stummfilme: Einerseits wird die Zensur abgeschafft, andererseits macht die schwache Währung Filmexport äußerst profitabel In dieser Zeit startet Lang seine Karriere als Regisseur..

Seine ersten beiden Filme aus dem Jahr 1919 - "Halbblut" und "Der Herr der Liebe" - gelten als verloren. Mit dem Zweiteiler "Dr. Mabuse, der Spieler" (1921/22) gelingt Lang der künstlerische und kommerzielle Durchbruch - auch international. Nach dem Publikumserfolg "Die Nibelungen" (1924) bereist er die USA und besucht auch New York und die Filmstudios in Hollywood. New York inspiriert die Wolkenkratzer-Ästhetik von Langs bekanntestem Film, dem Science-Fiction-Klassiker "Metropolis" (1927), der die Geschichte einer zum Moloch mutierten Großstadt erzählt. Der Film selbst bringt durch seine ausufernden Produktionskosten und seinem Misserfolg an den Kinokassen die Universum Film AG (UFA) an den Rand des finanziellen Ruins, Daher muss Lang seine beiden nächsten Filme selbst produzieren, die aber kommerziell erfolgreich sind: den Agentenfilm "Spione" (1928) und den Science-Fiction-Streifen "Frau im Mond" (1929). Zweiterer gilt auch als letzter deutscher Stummfilm.

Langs erster Tonfilm "M" (1931) handelt von einem triebhaften Kindermörder, dargestellt von Peter Lorre, der von der kriminellen Unterwelt und der Polizei gleichermaßen gejagt wird. Lang setzt auch im Umgang mit der neuen Tontechnik geschickte und einfallsreiche Akzente, indem er die bereits aus seinen Stummfilmen bekannten Überlappungen verschiedener Szenen auf einen Höhepunkt treibt. Der Schnitt zwischen Szenen einer Konferenz der Polizei und denen einer Besprechung der Unterweltbosse wird abwechselnd so geschickt montiert, dass die jeweils letzten Worte vor dem Schnitt sich mit den ersten Worten nach dem Schnitt zu nahtlosen Sätzen vervollständigen. Diese Technik perfektionierte Lang in "Das Testament des Dr. Mabuse" (1933). Beide Filme gelten als Glanzlichter des frühen Tonfilms und als handwerkliche Höhepunkte in Langs filmischen Schaffen.

Mit der Figur des Dr. Mabuse, über den Lang eine ganze Reihe von Filmen in verschiedenen Epochen dreht, schafft er den Prototyp des kriminellen Genies, das danach trachtet, die Welt einer "Herrschaft des Verbrechens" zu unterwerfen (manche Kritiker sehen darin eine Anspielung auf Adolf Hitler, insbesondere weil "Das Testament des Dr. Mabuse" noch vor der Uraufführung verboten wird).

Von der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 scheint Lang vorerst nicht berührt, er will sich jedoch künstlerisch dem Regime nicht unterordnen, obwohl die Machthaber versuchen, ihn zu überreden, sein Können in ihren Dienst zu stellen. Nachdem er bereits 1928 eine Affäre mit der Hauptdarstellerin von "Spione" hat, liäßt sich Lang 1933 von seiner zweiten Frau, die sich allmählich dem Nationalsozialismus zuwendet, scheiden und geht nach Frankreich, wo er den Film "Liliom" (1934) sowohl in deutsch als auch in französisch dreht. Noch im selben Jahr übersiedelt er mit seiner neuen Lebensgefährtin Lily Latté in die USA.

In Hollywood schafft es Lang nicht mehr, an seine großen Erfolge anzuknüpfen. Nach einigen abgelehnten Projekten dreht er mehrere Filme, in denen er seine europäisch geprägten Ansätze erfolgreich mit US-amerikanischen Themen verbindet. In seinem ersten US-Film "Fury" (1936; Blinde Wut) mit Spencer Tracy zeichnet er ähnlich wie in "M" die Psychologie eines vom Mob Gejagten nach. Es folgen "You Only Live Once (1937; Gehetzt) mit Henry Fonda und die beiden Western "You and Me" (1938; Du und Ich) und "The Return of Frank James" (1940; Rache für Jesse James).

In den 1940er Jahren realisiert Lang mehrere Anti-Nazi-Filme: den Spionage-Film "Man Hunt" (1941; Menschenjagd), "Hangmen Also Die" (1943; Auch Henker sterben"), einen Film über das Heydrich-Attentat,, und "Ministry of Fear" (1944; Ministerium der Angst) nach einer Vorlage von Graham Greene. Beachtung finden auch zwei Filme mit Edward G. Robinson in der Hauptrolle: "The Woman in the Window" (1944; Gefährliche Begegnung) und "Scarlet Street" (1945; Straße der Versuchung). Von seinen in den 1950er Jahren gedrehten Werken ragt nur der Polizeifilm "The Big Heat" (1953; Heißes Eisen) mit Glenn Ford heraus.

Von Anfang an hatte Lang in den USA mit Einschränkungen zu kämpfen: so durfte er in "Fury" keine Kritik am US-amerikanischen Rassismus gegen Schwarze üben oder diese als Opfer darstellen. Wegen seiner anti-nationalsozialistischen Gesinnung und seiner Bekanntschaft mit Bertold Brecht und Hanns Eisler gerät zudem er ins Visier des Kommunistenjägers McCarthy.

1956 kehrt Lang nach Europa zurück und dreht hier seine letzten Filme: den Zweiteiler "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmahl" (1959). ein stark abgewandeltedes Remake eines Drehbuchs von 1921 sowie "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960), sein letzter Film der Mabuse-Serie, in dem Lang ein Sittenbild der frühen Bundesrepublik Deutschland zeichnet: große, scheinbar tote und vergessene Verbrecher, die im Hintergrund weiter wirken, ein Hotel als Beobachtungsapparat und Metapher für den Totalitarismus; willige Handlanger und Vollstrecker; scheinbarer Frieden, der nur mühsam die schwelenden Konflikte verdeckt; eine Atmosphäre der Künstlichkeit und großspurig gespielten Lockerheit. Dann kehrt Lang wieder in die USA zurück.

Zum letzten Mal Regie führt Lang in dem Film "Le mépris" (1964; Die Verachtung) von Jean-Luc Godard: er verkörpert sich selbst bei der Realisierung eines Films über Homers Odyssee und inszeniert die entsprechenden Szenen selbst.

Der in den letzten Lebensjahren fast blinde Lang heiratet fünf Jahre vor seinem Tod ein drittes Mal: diesmal seine langjährige Lebensgefährtin Lily Latté 1976 stirbt Lang und wird auf dem Forest Lawn Memorial Park in Hollywood beigesetzt.