Urban Hikes sind Expeditionen zu bekannten und unbekannten "Sehenswürdigkeiten" der Stadt, zu versteckten Gastwirtschaften mit regionalem oder internationalem Flair, die in keinem Lokalführer vermerkt sind, zu interessanten Plätzen der Stadt, zu kleinen Parks und in die Hinterhöfen.

Urban Trails liegen in unmittelbarer Nähe der Menschen, sind rasch, leicht und kostengünstig mit dem öffentlichen Verkehr zu erreichen. Damit erfüllen sie auch eine wichtige soziale und ökologische Funktion, verhindern sie doch durch Naturgenuss hervorgerufenen Individualverkehr, den sich Menschen, die sich trotz geringer finanzieller Möglichkeiten in der Natur bewegen möchten, ohnehin nicht so einfach leisten können. Insofern ist es nicht nur wichtig, den städtischen Naturraum zu erhalten, sondern für ihn auch zu werben.

Urban Hikers wandern in der Stadt(natur). Die Stadtwanderungen können dabei nur eine Stunde dauern oder den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Der Vielfalt und den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt viele gute Gründe durch die Stadt zu wandern, und keine, es nicht zu tun!

 

Urban Hiking heißt, mit großer Aufmerksamkeit durch die Stadt zu gehen und Geschichten zu sammeln, heißt, auf Entdeckung zu gehen - nach den Resten der Weltausstellung im Prater, nach den Naturschätzen des Silbersees, nach den längsten und berühmtesten Stiegen und Treppen, nach den Spuren der Gewässer der Stadt oder nach den geheimsten Plätzen im eigenen Grätzel. All diese Streifzüge und Abenteuer bilden ein Netz von Urban Hikes.

Urban Hiking ist eine zeitgemäße Form der Bewegung und Begegnung, bei der alle ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse einbringen und ihre eigenen Urban Trails anlegen können, Einzelgängerinnen und Einzelgänger sowie gesellige Wanderinnen und Wanderer, sie alle können auf der urbanen Landkarte von Wien ihre Markierungen setzen.

Urban Hikes können Fotosafaris, Wanderungen zu literarischen Schauplätzen mit Freiluft-Lesungen oder dem Verfassen eigener Texte, Wanderungen entlang von Gemarkungsgrenzen, Wanderungen für kontaktfreudige Junggesellinnen und Junggesellen oder einfach nur Spaziergämge sein..

In Wien haben die politische Stadtverwaltung sowie lokale Behörden und Gruppen bereits zahlreiche Initiativen zu Urban Hikes gesetzt: den Rundumadum-Wanderweg, die Wiener Stadtwanderwege oder die Donaustädter Ge(h)denkwanderung von der Seestadt Aspern zum Mahnmal Lobau.

 

Urban Hikes bieten Genusswanderinnen und Genusswanderern viele Vorteile: So finden sie auf den Routen zahlreiche Möglichkeiten der Einkehr oder des Einkaufs. So kann die erforderliche Ausrüstung auf das Notwendigste beschränkt bleiben: Urban Hikers müssen nur mitnehmen, was sie wirklich brauchen. Werden Urban Hikers müde, bietet sich ein kurzer Zwischenstopp in einem der typischen Wiener Kaffeehäuser an. Überfällt Urban Hikers plötzlich der Hunger, kann dieser bei einem kostengünstigen Mittagsmenü in der Kantine eines öffentlichen Gebäudes oder in einer Greißlerei ums Eck gestillt werden.

(c) Herbert Wagner (2015), An der Südbahn in Atzgersdorf
(c) Herbert Wagner (2015), An der Südbahn in Atzgersdorf

Der größte Vorteil der Urban Hikes ist ihre ständige Verfügbarkeit und Erreichbarkeit. Alle, die in Metropolen leben, haben nicht immer die Zeit, raus in die Natur zu fahren. Aber wenn sie ihre Abenteuer nur auf "Stadtfluchten" beschränken würden, wären sie arme Seelen. Sie sehnen sich nach Abenteuer und brauchen Rückzugsmöglichkeiten. Aber nicht nur der Rückzug in die unberührte Natur verleiht Lebenskraft, auch das Durchstreifen der Stadtlandschaft bietet genügend Nahrung zur regelmäßig notwendigen psychischen Regeneration.

Urban Hikes bieten die Chance, die Stadtlandschaft, in der wir leben, zu erkunden und zu erleben, wie wir leben und mit unserer Heimatstadt interagieren. Mit ihnen durchbrechen wir die Grenzen des Alltags, die die Wahrnehmung unserer Lebenswelt beschränken. Damit fällt es auch leichter, den unberührten Naturraum als solchen zu belassen und ihn nicht mit dem Leistungsdruck der Tourismusindustrie zu belasten. Mit der Eroberung des natürlichen Stadtraums wird also der Naturraum vor "Verstädterung" geschützt.

Wie nehmen die Menschen Gestalt und Geist der Städte wahr, in denen sie leben? Allzu oft haben sie keine Beziehung zu ihren Städten und vergessen, dass sie Geschöpfe des städtischen Lebensraums sind. Egal, wo Menschen leben, lernen sie ganz archäisch an diesem Ort zu "sein", d.h. zu existieren, zu wachsen und zu überleben. Indem sie die Stadt, in der sie leben, besser kennen, verändert sich also auch ihr "Sein".

Urban Hiking bedient sich des natürlichen Wandertriebs der Menschen. Wie beim Wandern in der Natur wird auch die städtische Umgebung mit dem Rüstzeug des Trekking erobert. Urban Hiking ist nicht nur ein Spaziergang, Urban Hikes sind wie jede Wanderung Erlebnisreisen, Körper- und Sinneswandlungen.

Menschen interagieren mit einem Ort, indem sie sich in ihm bewegen, indem sie ihn mit ihren Sinnen aufnehmen - nicht als isolierte Sehenswürdigkeit, sondern in seiner vollständigen räumlichen (und historischen) Kontinuität. So sehr moderne Hilfsmittel wie Mobiltelefone und GPS-Geräte helfen können, sollen Urban Hikers aber die städtische Umwelt auch nach ihren eigenen Vorstellungen erobern. Sie sollen sich von ihren Launen führen lassen, schauen, wohin sie die von den Menschen und ihrem Handeln geprägte Landschaft und die städtische Architektur bringt. Sie können dabei Momente tiefer Beschaulichkeit erleben, neue Bekanntschaften schließen und interessante Gespräche führen. Sie können für einen Ausflug lang in die komplexen Beziehungen einer Stadt eintauchen und sie so kennen lernen, dass sie sie in Zukunft mit anderen Augen sehen werden.