In der Albertgasse, der ersten Quergasse nach der Stolzenthalergasse, begegnen wir dem Initiator der NATURFREUNDE, dem sozialdemokratischen Pädagogen Georg Schmiedl, der hier an der Knaben-Volksschule [Haus Nr. 23] ab 1876 als Lehrer tätig ist.

Später richtet der 1905 gegründete Verein Freie Schule im Haus Albertgasse 23 eine Schule ein. 1923 fusioniert der Schulverein mit den Kinderfreunden zur Freien Schule Kinderfreunde.

Am 26.2.1908 hat Anton Afritsch in Graz den Arbeiterverein Kinderfreunde als Fürsorgeverein für notleidende Kinder gegründet. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hat der Verein 4.350 Mitglieder in 18 Ortsgruppen in Österreich, Böhmen, Mähren und Ungarn. Schon während des Kriegs errichten die Kinderfreunde ihre erste Kindererholungsstätte auf dem Wiener Schafberg. Bei Kriegsende umfasst der Verein 9.735 Mitglieder in mehr als 30 Ortsgruppen. Obmann wird der Wiener Stadtrat und Journalist Max Winter. Aufgrund der verheerenden Auswirkungen des Ersten Weltkriegs insbesondere auf das Leben der Kinder (aufgrund von Unterernährung und der katastrophalen hygienischen Situation hat Wien zu dieser Zeit die höchste Kindersterblichkeit der Welt) beginnt nun die große Zeit der Kinderfreunde.

Am 12.11.1919 (dem Jahrestag der Republiksgründung) gründet Otto Felix Kanitz, Chefredakteur ab 1921 erscheinenden Zeitschrift "Sozialistische Erziehung", die Erzieherschule in Schönbrunn. Denn die Kinderfreunde treten seit je her für eine demokratische und sozial gerechte Schule sowie für eine freie Erziehung ein.

1925 gründet Anton Tesarek innerhalb der Kinderfreunde die Roten Falken als sozialdemokratische Jugendorganisation der 10- bis 14Jährigen.

1932 erreichen die Kinderfreunde mit 100.000 Mitgliedern und 15.000 Roten Falken ihren Höchststand. Im Februar 1934 werden sie aber verboten und ihr gesamtes Vermögen mitsamt allen Einrichtungen beschlagnahmt, darunter 475 Kinderheime und Horte, in denen mehr als 122.000 Kinder und Jugendliche betreut werden.

Am 14.10.1945 werden die Kinderfreunde wieder gegründet, um für die Sozialdemokratie die Erziehungsarbeit zu leisten.

Ab 1946 organisieren die Kinderfreunde die so genannte "Schwedenausspeisung" und fahren mit Kindern in die "Sonnenländer" und in Ferienlager - für viele Kinder die einzige Möglichkeit, ausreichend Essen zu bekommen sowie Bewegung an frischer Luft machen und mit Gleichaltrigen spielen zu können.

 

1960 wird das sozialistische Erziehungsprogramm (Eisenstädter Programm) beschlossen, wobei der zunehmende Wohlstand eine Neuorientierung der pädagogischen Arbeit erfordert. Ab 1961 bietet der vereinseigene Verlag Jungbrunnen pädagogisches Holzspielzeug und Kinderspielmöbel als Alternative zur Massenware an und eröffnet die "Wiener Spielzeugschachtel", die 1980 um den "Kinderbuchladen" erweitert wird.

 

Heute nehmen Aktionen gegen Krieg und Gewalt, gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, aber auch das konsequente Eintreten für den Ausbau der Kinderrechte und der Kampf gegen Alkohol und Drogen einen immer wichtigeren Platz in der politischen Arbeit der Kinderfreunde ein. Mit rund 180.000 Mitgliedsfamilien ist der Verein die größte Familienserviceeinrichtung Österreichs.

 

In Wien sind die Kinderfreunde der größte gemeinnützige Anbieter von Kinderbetreuungsplätzen und mit 23 Betriebskindergärten auch ein wichtiger Partner der Wirtschaft. Die Kinderfreunde führen Beratungs- und Hilfestellen zur Bewältigung familiärer Krisen und organisieren Kinderurlaube für behinderte und nichtbehinderte Kinder. Darüber hinaus gibt es zahlreiche freizeitpädagogische Angebote für Kinder und Eltern, Lern- und Spielclubs sowie Babygruppen für junge Eltern. Weiters unterstützen sie mit Rat und Geld alle privaten Initiativen, die öffentlich zugänglichen Spielraum schaffen möchten.