Das Zentrum und die Vorstädte Wiens sind dicht verbaut, an engen Gassen, Straßen, Durchgängen und Plätzen reihen sich unzählige Häuserblocks aneinander. Über 7.000 Straßen, Gassen und Plätze gibt es in Wien und fast alle haben eine Geschichte zu erzählen: über historische Ereignisse, über Wohnorte und das Wirken berühmter Personen, über wichtige Institutionen und vieles mehr.

Die gewachsene, wie die geplante Struktur der Stadt Wien und ihrer Straßen ist bemerkenswert und einzigartig. Rund 130 Dörfer und Orte, die sich einst um das heutige Stadtzentrum entwickelt hatten, wuchsen in mehreren Erweiterungsphasen zu der heutigen Stadt zusammen, ohne dass viele der einzelnen Grätzel ihren ursprünglichen Charme verloren hätten.

Den Grundraster der Stadt bilden die beiden ringförmig die Stadt umschließenden ehemaligen Verteidungsanlagen: die Stadtmauer um die Innere Stadt und der Linienwall um die Vorstädte, vor denen mehrere hundert Meter breite, unverbaute Grünflächen lagen. Nach ihrem Abbruch boten sie Platz für große Verkehrsanlagen, repräsentative Gebäude und Parks.

Anstelle der Stadtmauer entstand ab 1859 die Ringstraße mit den Prachtbauten der Aristokratie und des Bürgertums. Sie umschließt die Innere Stadt; ihre parallel verlaufende Lastenstraße, vom Wiener Volksmund "2er Linie" genannt, trennt diese von den ehemaligen Vorstädte.

Nach Eingemeindung der Vororte 1892 wurde der Linienwall, der diese von den Vorstädten trennte, zur Gürtelstraße ausgebaut; am Gürtel stehen als demokratischer Gegenentwurf zum Prunk des Rings die beeindruckensten Wohnhausanlagen des "Roten Wien", gerade der mehr als einen Kilometer lange Abschnitt am Margaretengürtel und am Gaudenzdorfer Gürtel wurde zu einem "Boulevard des Proletariats". Problem des Gürtels ist das starke Verkehrsaufkommen; die Straße ist nicht nur die stärkst befahrene Landesstraße Österreichs, sondern eine der meist frequentierten Europas. Gleichzeitig ist der Westgürtel mit der ehemaligen Stadtbahn, die diesen mit ihren Stationsgebäuden und Viadukten auch architektonisch prägt, eine wichtige Ader des öffentlichen Verkehrs.

 

Durchschnitten wird das oft enge Gassengewirr der Vorstädte und Vororte von strahlenförmigen Einfallstraßen, die zum Teil seit der Römerzeit auf die Stadttore und die Durchlässe der Linie zuliefen. Entlang dieser entwickelten sich schon früh die ersten Vorstädte und Dörfer: Praterstraße, Lassallestraße und Wagramer Straße im Verlauf der ehemaligen Bernsteinstraße und der Kaiserstraße in die böhmischen Kronländer; Landstraßer Hauptstraße; Rennweg und Simmeringer Hauptstraße; Laxenburger Straße; Triester Straße; das Wiental; Hernalser Hauptstraße (um nur einge zu nennen).