Der 4.200 m² große Erwin-Ringel-Park liegt am Schlickplatz hinter der Rosauer Kaserne. Der kleine "Beserlpark" am Alsergrund entsteht 1902. Am 28.5.1998 wird der Park nach Erwin Ringel benannt, am 27.4.1999 wrd hier ein von Josef Zenzmaier gestaltetes Denkmal für Erwin Ringel enthüllt. 2009 erfolgt eine Neugestaltung des Parks, bei der auch der Stzützpunkt des Stadtgartenamts ein markantes Design erhält.

 

Erwin Ringel ([*] 27.4.1921 in Timisoara, Rumänien, [+] 28.7.1994 in Bad Kleinkirchheim, Ehrengrab am Zentralfriedhof [Gruppe 33G, Nummer 3]] ist nach Sigmund Freud und Alfred Adler der bedeutenste Psychiater, Neurologe und Tiefenpsychologe Österreichs, der sich insbesondere der Erforschung der "österreichischen Seele" widmet. Nach seiner Matura 1939 am Akademischen Gymnasium Wien wird er von der Gestapo für einige Wochen in Haft genommen, weil er im Oktober 1938 an einer antinationalsozialistischen Großkundgebung teilgenommen hat. Er beginnt ein Medizinstudium, das aber immer wieder vom Kriegsdienst unterbrochen wird; ab 1943 ist er jedoch bereits im Lazarettdienst ärztlich tätig. Nach seiner Promotion 1946 wird er zum Facharzt für Psychiatrie und Neurologie ausgebildet. Wie Adler ist er Anhänger der Individualpsychologie und erwirbt sich mit der Erforschung von Suiziden große Verdienste. Bereits 1948 baut er das erste Suizidpräventionszentrum Europas auf, das, 1975 in "Kriseninterventionszentrum" benannt, noch heute besteht. Ringel veröffentliche rund 600 wissenschaftliche Arbeiten und 20 Bücher zu den Themen Suizidprävention, Psychosomatik, Neurosenlehre, Sozialpsychologie und zu tiefenpsychologischen Aspekten von Kunst, Religion und Gesellschaftspolitik. Nach der Untersuchung von 745 geretteten Selbstmördern beschreibt er 1953 das "Präsuizidale Syndrom", ein Meilenstein in der Suizidforschung. Er wird mit der Leitung der Frauenabteilung an der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien betraut, wo er zum Vorkämpfer für die Psychosomatik wird. Gegen viele Wiederstände baut er 1954 die erste Psychosomatische Station in Österreich auf. In zahlreichen Vorträgen leistet er in der Bevölkerung, aber auch in der Ärzteschaft wichtige Aufklärungsarbeit. Ringel gründet 1960 die "Internationale Vereinigung für Selbstmordverhütung", der heute mehr als 50 Staaten angehören. Im selben Jahr baut er auch den "Österreichischen Verein für Individualpsychologie" wieder auf, nachdem diese bedeutende Adlersche Schule der Tiefenpsychologie infolge des Verbots im Dritten Reich fast völlig in Vergessenheit geraten ist. Bis 1988 ist er Präsident des Vereins und sorgt dafür, dass Individualpsychologinnen und Individualpsychologen eine systematische Ausbildung erhalten, wobei ihm die Aussöhnung mit den "Freudianern" besonders wichtig ist. 1978 gründet Ringel die "Österreichische Gesellschaft für klinische psychosomatische Medizin". Als 1981 die "Medizinische Psychologie" ins medizinische Curriculum aufgenommen wird, übernimmt Ringel als Ordentlicher Professor den Lehrstuhl für dieses Fach. Als enthusiastischer Verfechter seiner Überzeugungen hebt er die Wichtigkeit der seelischen Befindlichkeit kranker Menschen und der Beziehung zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientin bzw. Patient zur Genesung hervor. 1984 hat er mit dem Buch "Die Österreichische Seele" großen Erfolg, das ihn aber auch viele Anfeindung als "Nestbeschmutzer" einbringt. Von 1984 bis zu seinem Tod ist Ringel auch Obmann des "Vereins für Bewährungshilfe und Sozialarbeit".

(c) Markup (2014), Erwin-Ringel-Denkmal am Schlickplatz
(c) Markup (2014), Erwin-Ringel-Denkmal am Schlickplatz

Der Schlickplatz ist nach dem deutschen Pysiker und Philosophen (Friedrich Albert) Moritz Schlick ([*14.4.1882 in Berlin, [+] 22.6.1936) benannt, dem Begründer des Wiener Kreises des Logischen Empirismus. Schlick promoviert als Physiker 1904 bei Max Planck. Ab Herbst 1907 studiert er in Zürich zwei Semester Psychologie. 1911 habilitiert er an der Universität Rostock mit der Schrift "Das Wesen der Wahrheit nach der modernen Logik". Schlick fordert eine Reform der traditionellen Philosophie angesichts der naturwissenschaftlichen Revolution. Er freundet sich auch mit Albert Einstein an, mit dessen Relativitätstheorie er sich als einer der ersten auf ihre philosophischen Konsequenzen hin auseinandersetzt. 1918 erscheint Schlicks Hauptwerk zur allgemeinen Erkenntnislehre, in dem einen erkenntnistheoretischen Realismus fordert. 1921 wird er Professor für Ethik und Naturphilosophie. 1922 übernimmt Schlick den Lehrstuhl für Naturphilosophie an der Universität Wien. 1924 gründet er einen interdisziplinären Diskussionzirkel, der als "Wiener Kreis" in die Philosophiegeschichte eingeht, und engagiert sich in der Volksbildung. Ab 1926 steht Schlick in Kontakt mit Ludwig Wittgenstein, der ihn maßgeblich beeinflusst. Auch nach der austrofaschistischen Machtergreifung 1933 bleibt Schlick an der Universität Wien. Am 22.6.1936 wird er auf der "Philosophenstiege" der Universität von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck, der 1931 bei ihm promoviert hat und ihn danach terrorisiert, erschossen. Schlick hat seinen späteren Mörder mehrmals polizeilich angezeigt, worauf Nelböck auch in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, jedoch nach einiger Zeit als ungefährlich wieder entlassen wird. Vor Gericht zeigt der Mörder keine Reue und rechtfertigt sich mit weltanschaulichen Argumenten: Schlicks antimetaphysische Philosophie habe seine moralische Überzeugung verunsichert, so dass er seinen lebensweltlichen Rückhalt verloren habe. Als Ablenkung vom politischen Kontext der Tat wird von Schlicks weltanschaulichen Gegnern jedoch ein Streit um die Studentin Sylvia Borowicka als Tatmotiv in den Mittelpunkt gestellt. In der zeitgenössischen Polemik wird der Ermordete zum eigentlichen Verantwortlichen seiner Ermordung stilisiert. Nelböck wird zu 10 Jahren Haft verurteilt und 1938 vom nationalsozialistischen Regime vorzeitig entlassen.

In seiner Ethikphilosophie versucht Schlick eine rein empirische Ethik zu entwickeln, die sich von einer moralischen Pflichtethik mit metaphysischem Anspruch abhebt, obwohl die meisten Vertreterinnen und Vertreter des Logischen Empirismus, ethisches Verhalten grundsätzlich bestreiten. Für Schlick ist die Ethik als empirische Wissenschaft möglich, die versteht, in welcher Situation etwas als gut bezeichnet wird, und nicht vorgibt, was gut ist; als Tatsachenwissenschaft, die die Regeln und Normen des Ethischen festhält. Dabei darf die Ethik aber nicht nur beschreibende Normwissenschaft bleiben, sondern muss auch nach kausalen Erklärungen und Zusammenhängen suchen, wie es zu bestimmten ethischen Normen kommt (erkennende Ethik), ohne dabei jedoch in moralische Bestimmungen zu verfallen. Als Tatsachenwissenschaft darf Ethik nur beobachten und begründen. Ethische Werturteile können daher nur im Hinblick auf die Motive menschlichen Handelns geäuißert werden. Das Handlungsmotiv ist klar vom menschlichen Wünschen zu unterscheiden. Denn: wünschen lasse sich vieles, aber das Wollen sei etwas ganz anderes, sei mehr, denn es es sei der erste Schritt der Handlung, die Anstrengung. Die Motive stehen im Wettstreit, sofern der Mensch auch anders hätte handeln können. Letztlich strebe der Mensch nach lustvollem Handeln; dieses sei aber nicht mit rücksichtslosem Egoismus zu verwechseln, denn die Rücksichtnahme und die sozialen Triebe als sittliche Triebe schlechthin seien Voraussetzung für lustvolles Handeln. Unvermittelte Lustbefriedigung führe zum Überdruss. Das Lustvolle orientiere sich nicht bloß an den individualistischen Bedürfnissen, sondern immer auch am Umgang mit den anderen, mit der Gesellschaft. Und so wie das Wollen des Individuums immer auch die Gesellschaft reflektiere, so sei auch der Begriff des Guten nur als Funktion des Gesellschaft zu verstehen. Moralische Vorschriften hängen von den Bedingungen der Gesellschaft ab, die als "moralischer Gesetzgeber" das menschliche Handeln fördere, von dem sie glaube, dass es ihre eigene Wohlfahrt am besten fördere. Das Wohl des Einzelnen stehe also grundsätzlich im Verbund mit den anderen. Menschen suchen nicht unvermittelt die eigene Befriedigung, sondern setzen sich auch leidvollem Verzicht aus, um die Lust der eigenen Motivation und die Lust am gesellschaftlichen Erfolg in einem stabilen Verhältnis zu halten. Denn nicht das unmittelbare Glück sei des Menschen höchstes Gut, sondern die langfristige Sicherung der "Glücksfähigkeit", in dem sich der Einzelne in seinem Handeln gegen seine Umwelt stelle.