In der im Haus Berggasse 5 etablierten Gastwirtschaft "Zum Silbernen Brunnen" trifft sich am 28.3.1895 erstmals die "touristische" Gruppe der Sozialdemokratie, die sich später NATURFREUNDE nennt. Es ist somit der Gründungsort der NATURFREUNDE.

 

Nach dem endgültigen Zurückdrängen der Türken Ende des 17. Jahrhunderts konnten in den zerstörten Vorstädten Wiens mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Durch diesen Bauboom kommt es zur Barockisierung des Stadtbildes. Mit den weitreichenden josephinischen Reformen wird 1793 auch die Stadtverwaltung modernisiert, eine erste Kanalisation und Straßenreinigung wird entwickelt. Durch die Auflassung städtischer Klöster und Friedhöfe entstehen neue Bauplätze, die ersten Konskriptionsnummern werden eingeführt.

 

Das Haus Berggasse 5 wird um 1825 errichtet. Bereits zehn Jahre später wird das Haus aufgestockt. Zur Zeit seiner Errichtung liegt das Gebäude an der Grenze der Alservorstadt zum Glacis. Später wird die Berggasse angelegt und 1856 mit dem Bau der Votivkirche begonnen. Nach der Stadterweiterung beginnt 1859 die Schleifung der alten Stadtmauern und die Auflassung des Glacis, an dessen Stelle die Ringstraße errichtet wird.

1890 wird das Haus Berggasse 5 um einen Saalbau mit sieben großen, verglasten Rundbögen und neubarockem Stuckdekor erweitert, der den Innenhof dominiert. Nach zahlreichen Besitzerwechsel erwirbt 1968 die Stadt Wien das unter Denkmalschutz stehende Biedermeiergebäude. In den vier Geschoßen, die jeweils mit durchlaufenden Gesimsen voneinander abgesetzt sind, gibt es 16 Wohnungen. An der Wasagasse fällt die sehr hohe Sockelzone auf, die den Niveauunterschied der steil abfallenden Berggasse ausgleicht. Die Hauseinfahrt ist mit sehr aufwendigen Stuckreliefs mit floralen Motiven geschmückt. In den 1980er Jahren wohnen der Gastronom und Galerist Kurt Kalb sowie der ORF-Generalintendant und Schauspieler Taddäus Podgorski in dem Haus.

(c) Doris Wolf (2010)
(c) Doris Wolf (2010)

Beachtenswert ist das ebenfalls 1825 von Alois Ignaz Göll errichtete Nebenhaus Berggasse 3. Göll errichtet in den 1820er und 1830er Jahren zahlreiche Mietshäuser, von denen am Alsergrund einige noch erhalten sind. 1850 erhält das repräsentative viergeschoßige Gebäude mit reichen Gliederungselementen einen Hoftrakt, der 1874 aufgestockt wird. Der repräsentative Charakter des Hauptgeschoßes wird durch Blendarkaden betont, der dreiachsige Mittelrisalit hebt den herrschaftlichen Charakter noch weiter hervor. Der Bauherr verkauft das Gebäude an den Grafen Palffy, von dem es die Familie Odescalchi 1918 erbt (daher auch "Palais Odescalchi"). 1912 werden die ehemaligen Pferdestallungen des Hauses in eine Garage umgestaltet, die seit 1997 als Magazin genutzt wird. 1966 erwirbt die Stadt Wien das unter Denkmalschutz stehende Gebäude. Die Geschäftslokale im Erdgeschoss werden ab 1969 von der Volkshochschule Alsergrund genutzt. Heute befindet sich hier ein Parteilokal der Sozialdemokratischen Partei Alsergrund, die im begrünten Innenhof des Hauses immer wieder auch beliebte Grätzelfeste feiert, so zum Beispiel am 1. Mai. Das Holztor ist noch original erhalten und führt in eine pilastergegliederte und platzgewölbte Einfahrt. Im Hof finden sich noch die für das Biedermeier typischen geschlossenen Pawlatschen.